Warum wir Krankenhäuser brauchen, die der Stadt gehören

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Lukas Jun­ker
Schol­li

Ja, war­um über­haupt? Die stell­ver­tre­ten­de Vor­stands­vor­sit­zen­de des Ver­eins, Bar­ba­ra Likus, hielt Mit­te Dezem­ber einen Vor­trag im Saal, um die­se Fra­ge zu beant­wor­ten. Trotz 2G+ Regel fan­den sich hier eini­ge inter­es­sier­te Schol­lis, denn schließ­lich ging es um ein ewig rele­van­tes und gera­de äußerst dring­li­ches The­ma: die Pfle­ge und die Kran­ken­häu­ser Mün­chens. Bar­ba­ra sitzt näm­lich im Stadt­rat und ist da unter ande­rem die stell­ver­tre­ten­de Spre­che­rin für Gesund­heits­po­li­tik der SPD. Mit die­ser Exper­ti­se konn­te sie einer­seits die Rol­le der Kom­mu­nal­po­li­tik im Gesund­heits­we­sen dar­le­gen, sowie im Beson­de­ren näher auf das DRG Sys­tem eingehen.

Die­ses auch Fall­pau­scha­len­sys­tem genann­te Prin­zip stellt ihrer Mei­nung nach eine gro­ße Schwä­che im Gesund­heits­we­sen dar. Es han­delt sich um ein Ver­fah­ren, mit dem Pati­en­ten anhand ihrer durch­ge­führ­ten Behand­lun­gen und wei­te­rer demo­gra­phi­scher Daten in Grup­pen klas­si­fi­ziert wer­den. Die­se Klas­si­fi­ka­ti­on bestimmt dann, wie viel Geld das Kran­ken­haus für behan­del­te Pati­en­ten bekommt: Für die glei­che Ope­ra­ti­on kos­tet die Behand­lung eines jun­gen Men­schen in der Regel weni­ger als die eines älte­ren, da er ver­mut­lich schnel­ler wie­der ent­las­sen wer­den kann. Das Kran­ken­haus kriegt für den jün­ge­ren also gemäß sei­ner Fall­pau­scha­le weni­ger Geld.

Die­se Kom­mer­zia­li­sie­rung hat weit­rei­chen­de Fol­gen für die Kran­ken­häu­ser: Plan­ba­re Ope­ra­tio­nen wer­den stark bevor­zugt, da man die­se kos­ten­ef­fi­zi­en­ter umset­zen kann. Beson­ders pri­va­te Kran­ken­häu­ser ver­nach­läs­si­gen daher die Not­auf­nah­me, weil die­se durch ihre Spon­ta­ni­tät weni­ger Wert­schöp­fung ermög­licht. In der Pra­xis wür­de daher kein deut­sches Kran­ken­haus frei­wil­lig Covid-Pati­en­ten anneh­men, ein­fach weil es sich nicht rentiert.

Ein wei­te­res, auch in den Medi­en aktu­ell hoch­dis­ku­tier­tes The­ma, stellt die Pfle­ge als Berufs­zweig dar. Die Bau­stel­len sind mitt­ler­wei­le all­ge­mein bekannt: Lan­ge und direkt auf­ein­an­der­fol­gen­de Schich­ten sowie zu wenig Gehalt und Aner­ken­nung. Es gibt seit jeher einen Man­gel an Pfle­ge­kräf­ten, der sich zu ver­schlim­mern droht: Schließ­lich bre­chen ein Drit­tel der aus­zu­bil­den­den Pfle­ge­kräf­te in ihrem ers­ten Jahr ab. Bar­ba­ras Vor­schlä­ge als Kom­mu­nal­po­li­ti­ke­rin sind hier, die Aus­bil­dung und das Berufs­kli­ma in den Münch­ner Kli­ni­ken ange­neh­mer zu machen, bei­spiels­wei­se durch eine 30-Stun­den Woche als Voll­zeit­stel­le. Schmerz­lich ver­misst wur­den hier­bei die Ein­bli­cke von Sei­ja Knorr-Köning, die als Kran­ken­schwes­ter arbei­tet und eben­falls im Vor­stand des Ver­eins sitzt. Lei­der konn­te sie auf­grund pri­va­ter Umstän­de kurz­fris­tig nicht erscheinen.

In der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on frag­ten sich die Schol­lis, wie rea­lis­tisch eine Abschaf­fung des DRG Sys­tems unter der neu­en Bun­des­re­gie­rung ist. Bar­ba­ra sieht hier eigent­lich kei­ne Chan­ce, da das The­ma nicht im Koali­ti­ons­ver­trag steht. Eben­falls wur­den noch Vor­schlä­ge kon­kre­ti­siert, wie man denn die Pfle­ge als Beruf attrak­ti­ver gestal­ten kön­ne. Hier wur­de noch­mal die Aner­ken­nung betont: Die Kran­ken­häu­ser sind stark hier­ar­chisch orga­ni­siert, wodurch das Arbeits­kli­ma lei­det. Die Mei­nun­gen der Pfle­ge­kräf­te, die ja zumeist län­ge­ren Kon­takt zu den Pati­en­ten haben, wer­den oft von den vor­ge­setz­ten Ärz­tin­nen und Ärz­ten nicht ernst genommen.

Also, kurz gesagt: DRG über­den­ken und Pfle­ge end­lich ernst neh­men. Das soll­te, wenn man die enor­me gesell­schaft­li­che Rele­vanz des Gesund­heits­sek­tors betrach­tet, eigent­lich mög­lich sein.

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