Scholli in Corona Pandemie: Van Nguyen
"Wie war mein Einzug? Die Straße war sehr ruhig, die Uni wegen Corona geschlossen. Manchmal habe ich Leute mit Masken auf der Straße oder in Geschäften gesehen. Schließlich habe ich das Schollheim gefunden. Schön war das Gefühl, den Schlüssel in der Hand zu halten."
Van Nguy­en
Scholl­heim­be­woh­ne­rin seit Som­mer 2020

Hal­lo, ich bin Van und woh­ne hier seit mehr als einem hal­ben Jahr im Scholl­heim. Wie war mein Ein­zug? Die Stra­ße war sehr ruhig, die Uni wegen Coro­na geschlos­sen. Manch­mal habe ich Leu­te mit Mas­ken auf der Stra­ße oder in Geschäf­ten gese­hen. Schließ­lich habe ich das Scholl­heim gefun­den. Schön war das Gefühl, den Schlüs­sel in der Hand zu hal­ten. „End­lich ein eige­nes bezahl­ba­res Zim­mer”. Beim Ver­such die Flur­tür zu öff­nen habe ich mich ver­letzt. Nett, dass ich gleich danach von der Ver­wal­tung ein Pflas­ter haben konn­te. Mein Zim­mer befin­det sich im 1.Stock neben der Toi­let­te (was auch prak­tisch ist), mit einer beson­de­ren Zim­mer­num­mer und einer schö­nen Aussicht.

Ich bin froh, die­ses Zim­mer zu haben, obwohl ich nicht die aller­ers­te in die­sem Zim­mer bin, aber die aller­ers­te, die hier schläft. Mein Zim­mer war vor­her näm­lich ein Bade­zim­mer. Aller­dings war der ers­te Tag nicht ganz so schön. Ich hat­te näm­lich kei­ne Decke dabei. Ich hat­te gedacht, es wer­de nicht so schlimm, weil es ja noch Som­mer war. Aber in der Nacht wur­de es sehr kalt und ich konn­te des­we­gen nicht so gut schla­fen. In den ers­ten Tagen hat­te ich kein Inter­net, da die Netz­werk­ver­ka­be­lung für mein Zim­mer noch unvoll­stän­dig war. Gott sei Dank hat eine Mit­be­woh­ne­rin ihr WLan mit mir geteilt. Sonst hät­te ich mei­ne Uni­ver­an­stal­tun­gen, die wäh­rend der Coro­na­zeit online lie­fen, nicht besu­chen können.

Damals durf­ten die Stu­den­ten aus ver­schie­de­nen Flu­ren trotz Coro­na noch etwas gemein­sam machen. Eini­ge Ver­an­stal­tung­en, bei denen ich dabei war, waren Open Stage, Scholl­ober­fest und Escape Room. Beim Open Stage hat­te ich einen klei­nen Auf­tritt auf der Büh­ne. Jeder konn­te da etwas sin­gen oder Thea­ter oder ein Instru­ment spie­len, je nach­dem. Auf dem Scholl­ober­fest haben wir zusam­men geges­sen, getrun­ken, getanzt und gesun­gen – das war wirk­lich wie ein Super Mini Okto­ber­fest. Wegen Coro­na durf­te es lei­der nicht so groß sein, dass alle Bewoh­ner dar­an teil­neh­men konn­ten. Ich habe in mei­nem Leben noch nie so viel Bier getrun­ken wie an die­sem Tag – 2 Fla­schen. Des­we­gen bin ich schon früh ins Bett gegan­gen. Ich war so müde.

Die Escape Room Ver­an­stal­tung von den Tuto­ren war eine sehr krea­ti­ve Idee. Ich habe mit 4 Bewoh­nern von einem ande­ren Flur zusam­men gespielt. Aus dem Gemein­schafts­zim­mer haben wir ein gru­se­li­ges düs­te­res Zim­mer gemacht – mit Zom­bies und Geis­tern. Ein­mal habe ich mich ganz furcht­bar vor einem Stu­den­ten als Geist in der Ecke erschro­cken. Aber danach konn­te ich sehr lachen, als ich sah, wer der Geist war. 

Das sind die schö­nen Akti­vi­tä­ten im Wohn­heim, an denen ich teil­ge­nom­men habe, bevor die Coro­na-Situa­ti­on schlim­mer wur­de. Jetzt sind nur noch Ver­an­stal­tung­en zwi­schen Flur­mit­be­woh­nern erlaubt, wie z. B Geburts­tags­par­tys, Zim­mer­hop­ping, Spiel­aben­de oder Kino­aben­de. Beim Zim­mer­hop­ping haben wir jedes Zim­mer aus dem Flur besucht und etwas zusam­men gemacht, wie zum Bei­spiel Essen, Trin­ken, Tan­zen oder Spie­len. Aus mei­nem Flur fei­ern wir immer, wenn jemand Geburts­tag hat. Ich habe vor ein paar Tagen mei­nen Geburts­tag gefei­ert. Das war mein ers­ter Geburts­tag im Scholl­heim und auch mein ers­ter Geburts­tag, den ich gefei­ert habe, seit­dem ich in Deutsch­land bin. Des­we­gen war das von gro­ßer Bedeu­tung für mich. Eini­ge haben sogar mei­ne Lieb­lings­ge­burts­tags­tor­te geba­cken. Am Ende hat­ten wir sogar 3 Tor­ten und noch einen viet­na­me­si­schen Kuchen von mir und somit eine Kuchen­par­ty. Das war total nett und hat mich sehr gefreut.

Sehr schön sind die­se Erleb­nis­se im Scholl­heim. Jetzt wo ich die­sen Text schrei­be, sind wir immer noch im Lock­down. Wie lan­ge es so bleibt, weiß ich nicht. Es beein­flusst unser Leben, aber nicht unser schö­nes Zusammenleben.

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